Einer dieser verzauberten Tage.
Gedanken bleiben stehen. Wohlige Zugewandtheit jedem Traum, jeder Wallung entgegen.
Eine Nähe wie Fingerspitzen und schäumendes Vergessen.
Meine Füße begleiten jeden Schritt: meine Arme wie Schleier umschmeicheln das Nichts.
Übervoll.
Und es fließt und zerfließt mein Gesicht. Keine Spur wird bleichen, wie tröstlich!
Wenn ich nicht gewesen sein werde, bin ich vielleicht auch nicht?


Der Duft von feuchtem Boden, auf dem das Obst schon gärt, das gefallene. Und nach Sonne,
die sich an Milde versucht. Es gab keine Hitze diesen Sommer.
Man schaut in die Ferne und rätselt, woher die Stimmen kommen.
Die große Eiche schiebt sich vor die folgende Leere.
Vom See herauf kommt das dumpfe Stottern eines Rasenmähers, die Vögel selig-müde wie das abebbende
Flüstern von Liebenden, die umschlungen ihrem Atem zur Ruhe bringen.
Nichts von dem aufgeregten, lauten Zwitschern des Frühlings.

In diese Stille hinein dampft der Tee und der Tag tänzelt sich unmerklich herbei wie die
leuchtende Durchlässigkeit des Nebels, bevor er – magisch! – den Vorhang für die Sonne hebt.


FADO: im Wort ist die Empfindung enthalten.
Das dunkle portugiesische A und das weiche D. Das O, das sich in eine Melancholie verlängert – schmerzlich und tröstlich zugleich wie Pessoas Erkenntnis, dass Schmerz und Scheitern nicht von Bedeutung sind, dass es genügt, dass das Leben passiert. Schmerz und Trost erscheinen gleichzeitig: es trifft dich unmittelbar, unvorbereitet, plötzliche Tränen in alle Richtungen, unkontrolliert. Nicht wie übliches Weinen, das recht geordnete Bahnen nimmt (weil es meistens auch herkömmliches Geschehen ist; Fado dagegen ist eine überwältigende Naturgewalt), sondern ohne Schluchzen, ohne Zittern. Ein Fluss wie Reinigung, klassische Katharsis. Als würde dich jemand halten und wiegen, tief traurig, aber beheimatet, umverloren. Kein intellektueller Kunstgenuss, doch kaum zu übertreffen an schlichtem, unprätentiösem Raffinement.

Ich bin der Subtilität und tiefen Wucht dieser Musik verfallen. Die erotische Natürlichkeit der Musiker, ihre entspannte Wärme und Leichtigkeit gepaart mit der Intimität der kleinen dunklen Räume, den von Kerzen beleuchteten Augen – Augen, die lauschen und nach Innen versinken. Viele private Geschichten und eine intime Vereinigung im Schmerz.

Port-Wein ist ein guter Freund an Abenden, an denen Worte überflüssig sind.
Einander gehören, ohne einander zu halten.

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Haikus